Kirchen

Die Kirchen in Gackenbach und Kirchähr

(Die Pfarrkirche in Gackenbach und das benachbarte Pfarrheim, Foto: Holger Jung)

Der Ursprung - die alte Pfarrkirche zu Kirchähr

Der Gelbach, 959 noch Anara, später Ahr genannt, durchfließt sein Tal vom Zusammenfluß des Au- und des Ahrbaches östlich von Wirzenborn bis zur Mündung in die Lahn bei der Talburg Langenau unterhalb von Weinähr. Der Name Kirchähr bedeutet wohl „Kirche an der Ahr“. Als Ortschaft wird Kirchähr (Anre) 1107 genannt; 1352 lesen wir den Namen Oberanre, 1486 Kirchanre und auf derselben Urkunde in einem Nachtrag von 1594 den Namen Kirchaehr.

Kirchähr gehörte wohl von Anfang an zu jenem, dem Florinstift in Koblenz anvertrauten Seelsorgebezirk Humbach-Montabaur. Die Kirche zu Esten (Holzappel) mit einem Priester Lambert ist 1198 und die Pfarrei Esten 1266 bezeugt. Es darf angenommen werden, daß damals zu Kirchähr ebenfalls Kirche und Pfarrei bestanden. Beurkundet ist die Pfarrei Kirchähr 1346.
Als Kirchenpatron wird 1486 der Hl. Bartholomäus erwähnt. 1383 wird ein Pfarrer Arnold von Kirchähr genannt, und 1408 richtet der Probst von St. Florin ein Schreiben an die Plebane von Montabaur und Anre. 1453 nennt eine Urkunde das „Auner Kirichspil“. Zum „Ährer Kirchspiel“ gehörten die Dörfer Gackenbach, Horbach, Hübingen, Dies, Ettersdorf und Ruppenrod sowie die eingegangen Siedlungen Wilchenhausen, Linzingen und Hohenthal.

Nur Sage und Legende oder doch mehr?


Die Sage erzählt von einem Junker der nahe gelegenen Sarnburg - südlich von Gackenbach im Bereich des heutigen Wild- und Freizeitparks gelegen -, der den althochdeutschen Namen Gacho trug. Er war wohl auch Namensgeber der nahe gelegenen Siedlung „Gachobach“, heute Gackenbach.
Nach schuldvollem Leben habe er Weib und Kind durch die Pest verloren, habe nun seine Burg verlassen, als Klausner im Tal bei der heutigen Kirche ein Leben in Buße geführt und in seinem Testament verfügt, dass aus seinem Hab und Gut an der Stelle seiner Klause eine Kirche gebaut werden sollte. Die Leute aber hätten den Willen des Klausners missachtet und die Kirche droben auf der Höhe bei der alten Linde errichten wollen. Das dorthin gebrachte Bauholz sei aber nachts auf wundersame Weise wieder zu Tal gebracht worden und ein Vogel, ein Buchfink, habe dort unten gerufen: „Kirch her!“ Endlich hätten die Leute die Mahnung verstanden und die Kirche im Tal gebaut und die Stätte nach dem Ruf des Vogels „Kirch-her“ benannt.
Ähnliche Verschleppungslegenden finden sich öfter. Sicherlich ist die Kirchährer Legende erst spät entstanden, in einer Zeit, da der frühere Bachname vergessen und eine Verlegung der Pfarrkirche auf die Höhe schon geplant und besprochen wurde.

Die Kirche:


Das kleine Gotteshaus zu Kirchähr bestand anfangs vielleicht nur aus einem einfachen romanischen flach gedeckten Schiff, das mit einem kleinen Chor nach Osten abgeschlossen wurde. Von diesem Schiff und Chor sind möglicherweise noch Teile der Nordmauer erhalten. Vielleicht ist erst danach, noch im 12. und 13. Jahrhundert, der Westturm angebaut worden. Der an der Ostseite des Turmes sichtbare Anschnitt des Daches, das niedriger ist als das jetzige (auch schon alte Formen zeigende) Dach könnte diese Vermutung bekräftigen. Der Turm ist in seinen beiden oberen Geschossen einfach, aber plastisch gegliedert, während die Untergeschosse glatt und nur durch schmale Schlitze unterbrochen sind. Dadurch gewinnt der Turm einen wehrartigen Eindruck.

Das den untersten Stock abschließende Gewölbe ist erst in neuester Zeit eingebaut worden; früher führte unmittelbar beim Turmeingang eine Holztreppe turmaufwärts.

In spätgotischer Zeit, etwa bei Ausgang des 15. Jahrhunderts, wurde das Chor durch ein größeres ersetzt, mit Netzgewölben überdeckt und mit spitzbogigen Fenstern ausgestattet. In die Chorwand wurden eine Piscina und ein mit Wimperg (gotische Ziergiebel) und Maßwerk verzierter Wandtabernakel (um 1520) eingebaut. In dem Chorbogen wurde vermutlich ein Triumphkreuz aufgestellt und in die Westwand des Turmes ein spitzbogiges Eingangstor gebrochen. An der Südwand des Chores wurde eine Sakristei errichtet.

Nach der bisherigen Annahme wurde damals ein südliches, mit Netzgewölben überspanntes Seitenschiff angebaut, die romanische Südwand des Langschiffes mit 2 Bögen durchbrochen, so dass in der Mitte ein Pfeiler zu stehen kam, und an die neue Südwand das malerische Seitenportal mit den beiden kleinen Strebepfeilern und Seitenbänkchen angebracht. Von der gotischen Innenausstattung kamen ein Flügelaltar mit Pieta, eine Kreuzigungsgruppe und eine gekrönte Madonna später nach Gackenbach. Der schon 1486 urkundlich erwähnte Marienaltar soll nach der Überlieferung einst im untergegangenen Ort Wilchenhausen – auch Wilgenhausen - nordwestlich von Horbach gestanden haben.

Nach Ansicht von Pfarrer Theodor Schlitt, Gackenbach, ist in spätgotischer Zeit nur die vordere Hälfte des Seitenschiffes angebaut worden, und zwar als eine mit einem Kreuzgewölbe überdeckten Marienkapelle. Der Innenputz und das äußere Mauerwerk könnten dafür sprechen.

Alle Einrichtungsgegenstände der kleinen Kirche wurden nach der Errichtung der neuen Pfarrkiche in Gackenbach dorthin gebracht. Das alte Kirchlein wurde exsekriert und sollte abgerissen werden, wurde dann aber auf Betreiben der Regierung zu Wiesbaden wegen „ihres Denkmalwertes und ihrer Bedeutung im Landschaftsbilde“ 1907/08 „in guten baulichen Zustand versetzt“. Doch 1918 lagerte hier eine Strafkompanie, verheizte die Holzkreuze des Kirchhofs und benutzte die Kirche als Pferdestall. Aber schon 1924 und 1928 nahm der Bezirkskonservator die Kirche in sein Wiederherstellungsprogramm auf. Als dann 1928 im leer stehenden, 1680 erbauten benachbarten Fachwerkpfarrhaus das „Karlsheim“ als Diözesan-Jugendhaus eingerichtet wurde, hielt man auch in der Kirchährer Kirche wieder Gottesdienste. 1948/49 wurden die alten Fresken freigelegt, 1961 wurde es restauriert und erhielt eine neue Ausstattung.


Links:
Historische Aufnahme der alten Pfarrkirche in Kirchähr, im Bildvordergrund das Backhaus.

Rechts:
Das alte Pfarrhaus an der Gelbachstraße in Kirchähr war die Wiege der heutigen Jugendbegegnungsstätte "Karlsheim".



Die Dreifaltigkeits-Kapelle im Gackenbacher Unterdorf


Im Unterdorf, auf der Wiese beim heutigen Gemeindehaus und gegenüber vom ehemaligen Backhaus der Gemeinde, erinnert ein gusseisernes Kreuz an den Standort einer Kapelle. Sie war der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und der heiligen Lucia geweiht. Peter Otto, Pfarrer zu Kirchähr, ließ sie im Jahre 1706 erbauen. Die Kapelle war ein schlichter Fachwerkbau mit einem Dachreiter und fasste ca. 30 - 40 Personen.

Nach dem Tod Pfarrer Ottos hat wohl die Gemeinde Gackenbach schlecht für ihre Kapelle gesorgt, denn schon nach 100 Jahren war sie in einem beklagenswerten Zustand. Im Jahre 1935 wurde sie leider wegen Baufälligkeit abgerissen; der Auftrag für den Abriss wurde am 11. März 1935 an Christian Labonte („Rubitze Christ“) aus Kirchähr für 20,00 Mark verakkordiert (erteilt), am 14. März wurde mit dem Abbruch begonnen.  Allen Gackenbachern, so die Schulchronik, hat der Abbruch sehr leid getan, denn damit verschwand "ein altes historisches Stück" in der Gemeinde.

Wahrscheinlich gab es auch Mitte der dreißiger Jahre nur wenige Befürworter für den Erhalt des sakralen Baues. "Bei gutem Willen an maßgebender Stelle hätte die Kapelle erhalten bleiben können," so weiß es die Schulchronik zu berichten.

Erhalten sind das Glöckchen, das jetzt in der Friedhofskapelle hängt, eine Statue der hl. Lucia und die herrliche Statue der
Himmelskönigin in der Pfarrkirche.



Die Pfarrkirche "St. Bartholomäus und St. Sebastian" in Gackenbach

Der Wunsch, eine neue Kirche möge an einer Stelle stehen, die von den drei Dörfern Gackenbach, Horbach und Hübingen leichter als Kirchähr im Gelbachtal zu erreichen ist, war schon im frühen Mittelalter entstanden. Die Planung einer neuen Pfarrkirche in Gackenbach hat sicherlich viele Jahre in Anspruch genommen. Bereits aus dem Jahre 1816 ist ein Beschluss des Florinstiftes zu Koblenz bekannt, nach dem die neue Kirche auf der Höhe bei Gackenbach zu errichten sei.

Der erste Pfarrer, der das Problem zielbewusst anpackte, war Hugo Bestlen, in der Pfarrei Kirchähr tätig von 1832 bis 1859. Eine immense Arbeit hat sein Nachfolger Wilhelm Ulsammer aus Hadamar, von 1861 bis 1883 Pfarrer in Kirchähr und Gackenbach, geleistet. Nach langen und zähen Verhandlungen mit kirchlichen und staatlichen Stellen war es endlich am 24. April 1879 soweit, dass der erste Fundamentstein gesetzt werden konnte.

Doch zuvor galt es für Pfarrer Ulsammer noch lokale Streitigkeiten um den Standort der neuen Pfarrkirche beizulegen. In Horbach war schon ein Bauplatz gekauft, Ettersdorf und Dies sprachen sich für eine Erweiterung der alten Pfarrkirche in Kirchähr aus. Dann stellte die Gemeinde Gackenbach kostenlos einen Bauplatz auf dem Wasem, dem damals noch unbebauten Höhenrücken über dem alten Ortskern im Unterdorf, zur Verfügung.

Am 30. Juni 1879 wurde in der kleinen Kapelle zu Gackenbach ein Amt gehalten; danach zog eine Prozession zum Bauplatz, wo Dekan Laux aus Montabaur die feierliche Segnung des Grundsteines und der Urkunde vornahm. Am Samstag, dem 23. Oktober 1880, konnte die erste heilige Messe in der neuen Kirche gefeiert werden.

Am 25. Juni 1884 erfolgte die feierliche Konsekration der neuen Pfarrkirche durch den Bischof von Hildesheim. Pfarrer Ulsammer lebte nur zwei Jahre im neuen, 1881 erbauten Pfarrhaus in Gackenbach, er verstarb im Jahre 1883 noch vor der endgültigen Fertigstellung seiner Kirche.

Errichtet wurde das Bauwerk, das sich seit dieser Zeit als Wahrzeichen über der Landschaft des Buchfinkenlandes erhebt, durch den Limburger Baumeister Augener.

Die ursprünglich neugotische Kircheneinrichtung wurde bei der Renovierung der Pfarrkirche 1961 und der Umgestaltung des Chorraumes 1962 weitgehend entfernt. Doch wurden bei der jüngsten Restaurierung in den Jahren 1982 - 1984 die alte neugotische Ausmalung und Ausstattung nach Möglichkeit wiederhergestellt.

Von der Ausstattung der Kirche fällt besonders der Liebfrauenaltar im linken Querschiff auf, der nach einer Urkunde 1486 gestiftet wurde, ursprünglich in der alten Pfarrkirche zu Kirchähr stand und aus der Kölner Schule stammt.



Quellen:
- Hermann Josef Hucke, Daubach, Gelbachhöhen und Buchfinkenland
- Geistl. Rat Theodor Schlitt, Gackenbach, Pfarrchronik der Pfarrei Gackenbach-Kirchähr
- Das neue Kirchähr, Limburg, Festschrift zur Einweihung der Erweiterungsbauten des Karlsheimes am 12.07.1959
- Schulchronik der Gemeinde Gackenbach - Kirchen und Kapellen




Die Orgeln in unserer Pfarrkirche

Hinter den altehrwürdigen Bruchsteinmauern unserer Pfarrkirche verbirgt sich eine Kostbarkeit der Orgelbaukunst, die in dieser Form weltweit ihres gleichen sucht. Aufgrund der Privatinitiative des Organisten Ralf Cieslik wurde die moderne, im französischen Stil disponierte Göckel-Orgel erst vor wenigen Jahren um eine über 100 Jahre alte englische Nelson-Orgel ergänzt. Das Zusammenspiel der beiden wertvollen Orgeln ergibt eine ganz besondere Klangkomposition.



Orgelkonzerte in der katholischen Kirche St. Bartholomäus Gackenbach

   
Sonntag, 20. März 2022, 17:00 Uhr
    Sonntag, 12. Juni 2022, 17:00 Uhr
    Sonntag, 9. Oktober 2022, 17 Uhr
    Mittwoch, 28. Dezember 2022, 18:00 Uhr


Weitere Informationen und insbesondere Hinweise auf "Orgelkonzerte in Gackenbach" finden Sie
hier .


Links:
Die Göckel-Orgel

Rechts:
Die Nelson-Orgel

Share by: